Ketteler

Ketteler
Kẹtteler,
 
Kẹttler, westfälisches Uradelsgeschlecht des Stammes von Hüsten, erstmals 1210 urkundlich erwähnt, seit 1318 mit dem Beinamen »Ketelere«. Es teilte sich in die katholische Linie Alt-Assen und die beiden evangelischen Linien Gerkendael und Neu-Assen (u. a. der erste Herzog von Kurland Gotthard Kettler). Jakob von Ketteler ( ✝1681), Herzog von Kurland, wurde 1654 zum Reichsfürsten erhoben. - Weitere Vertreter:
 
 1) Klemens Freiherr von, Diplomat, * Potsdam 22. 11. 1853, ✝ (ermordet) Peking 20. 6. (nach anderen Angaben 16. 6.) 1900, Neffe von 2); trat nach kurzer militärischer Laufbahn in den diplomatischen Dienst; wurde 1899 Gesandter in Peking, von wo er vergeblich auf die gefährdete Lage der Europäer hinwies. Seine Ermordung durch einen chinesischen Soldaten und die Belagerung des Gesandtschaftsviertels führten zur militärischen Intervention der ausländischen Mächte in China und zur Niederschlagung des Aufstandes der Boxer.
 
 2) Wilhelm Emmanuel Freiherr von, katholischer Bischof, * Münster 25. 12. 1811, ✝ Burghausen 13. 7. 1877, Onkel von 1); zuerst Jurist, wurde 1844 Priester, 1850 Bischof von Mainz; war Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (1848/49) und des Reichstags (1871/72). Kirchenpolitisch hat er in Auseinandersetzung mit dem Staatskirchentum durch seine Predigten, Reden und Schriften die Forderung nach rechtlicher und kultureller Autonomie der Kirche im Bewusstsein der kirchlich gesinnten deutschen Katholiken verankert, wobei er ein Gegner der Staatskirche blieb. In sozialer Hinsicht erkannte Ketteler, die Ideen Kolpings mitverarbeitend, früh die Bedeutung der sozialen Frage und bereitete die unter Leo XIII. vollzogene Wendung der katholischen Kirche zu sozialpolitischer Tätigkeit von Deutschland aus vor. Auf dem 1. Vatikanischen Konzil (1870) war er ein Gegner der Unfehlbarkeitserklärung, unterwarf sich aber dem Konzilsbeschluss.
 
Ausgaben: Sämtliche Werke und Briefe, auf mehrere Bände berechnet (1977 ff.); W. E. von Ketteler, herausgegeben von E. Iserloh (1990).
 
 
A. Birke: Bischof K. u. der dt. Liberalismus (1971);
 E. Fastenrath: Bischof K. u. die Kirche (1971).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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